Über Ostern haben wir unsere Jungfernfahrt mit dem IONIQ 5 (RWD, 77 KWh Akku) und Wohnwagen (LMC Favorit aus 2006, 1500 kg zulässige Gesamtmasse, 2,3 m breit) gemacht.
Hier ein kurzer Erfahrungsbericht:
Kurzfassung: wenn man sich vor der Reise mit dem Thema auseinandergesetzt und die Unterschiede zum Verbrenner-Zugfahrzeug zur Kenntnis genommen hat, ist das Reisen mit Wohnwagen am IONIQ 5 eine feine Sache. Ich behaupte sogar, dass man einen Anhänger nicht angenehmer ziehen kann... nur eben nicht ganz so weit am Stück 
Etwas ausführlicher: Wir hatten für die Ostertage einen Campingplatz an der Lahn gebucht. Die Strecke vom Wohnort dorthin betrug ca. 165 km (davon ca. 104 km A45, ca. 61 km Überlandfahrt im Sauerland und Hintertaunus) - also durchaus anspruchsvoll, was die zu überwindenden Höhenmeter angeht.
Gestartet mit 100% Akkuladung aus der PV-Anlage hat 'A Better Route Planner' prognostiziert, dass die Anreise ohne Zwischenladung möglich sein soll. Um unnötigen Stress zu vermeiden, haben wir dennoch bei EnBW in Katzenfurt Süd nach 142 gefahrenen Kilometern einen Ladestopp gemacht, obwohl noch 33% Restenergie im Akku waren. Zum Laden war das Abkoppeln des Caravans erforderlich, was angesichts vieler freier Stellplätze kein Problem war. Die Akku-Vortemperierung war dank im Fahrzeug-Navi eingestellten Zwischenziels wie gewünscht angesprungen. Dennoch ging die Ladeleistung nicht über 140 kW hinaus - vermutlich weil wir uns die 300 kW Ladesäule mit einem anderen Auto geteilt haben. Es hat sich so eine reine Ladezeit von 20 Minuten ergeben (43 kWh von 33% auf 80%), der gesamte Aufenthalt mit ab- und Ankoppeln hat ca. 35 Minuten erfordert.
Auf dem Campingplatz hat sich dann eine Befürchtung bewahrheitet: der IONIQ 5 ist aufgrund des relativ geringen Lenkeinschlags gepaart mit dem langen Radstand nicht die erste Wahl, wenn es um das Rangieren in enge Parzellen geht - das konnten meine Vorgängerfahrzeuge besser. Allerdings macht der Hyundai diesen Patzer durch die perfekte Dosierbarkeit des Fahrstroms wieder wett: den Wohnwagen rückwärts einen Anstieg hinauf zu schieben klappt super, ohne die Nachbarn mit Motorgeräuschen und stinkender Kupplung zu nerven!
Nach einigen Fahrten vor Ort waren bei Antritt der Rückreise 55% im Akku. Eine grobe Planung mit 'A Better Route Planner' hatte ergeben, dass wir damit über Land durch den Westerwald bis nach Haiger locker zum EnBW-Lader kommen. Das klappte auch ohne Probleme, allerdings mit deutlich weniger Restladung als prognostiziert: statt 31% waren nur noch 24% drin, zwischendurch zeigte der Durchschnittsverbrauch sogar Werte über 40 kWh pro 100 km. Ich denke, dass hier das Wetter ausschlaggebend war: viel ergiebiger Regen und starker Gegenwind haben die Fahrt spürbar 'anstrengender' gemacht. Diese Erfahrung hat mich veranlasst, in Haiger nicht nur auf die von ABRP empfohlenen 63% nachzuladen, sondern etwas "Sicherheit" drauf zu geben. Unterm Strich wurden wie auf der Hinfahrt ca. 43 kW/h nachgetankt, dieses mal aber in nur 15 Minuten - wir waren alleine an der Säule! Ab- und Ankoppeln war überhaupt kein Problem, riesige LKW-Stellplätze des Autohofs bieten dafür reichlich Platz. Da das Wetter sich nach dem Ladestopp deutlich verbessert hatte, war meine Reichweitenangst allerdings unbegründet: wir sind sehr entspannt mit 25% Restladung zuhause angekommen, ohne die zusätzliche Reservere hätte es also auch hingehauen...
Über die ganze Reise (April, Außentemperatur tagsüber 10 - 15°C) hat sich im Anhängerbetrieb ein Durchschnittsverbrauch von ca. 35 kwh auf 100 km ergeben, wobei ich ausschließlich den ECO-Modus verwendet habe und auf der BAB die Geschwindigkeitsregelanlage auf 90 km/h eingestellt war. Für die erste Etappe (Start mit 100%) kann man nach meinen bisherigen Erfahrungen also von einer theoretischen Reichweite von vielleicht 210 km (praktisch 170-180 km) ausgehen, für jede weitere Etappe am gleichen Fahrtag (Start mit 80%) reduziert sich die praktische Reichweite entsprechend auf vielleicht 130-140 km, wenn man mit einigermaßen komfortablem Puffer am Ziel ankommen möchte. Im Sommer mag das evtl. noch etwas besser aussehen...
Mein Fazit dieser kurzen Reise:
- Anhänger ziehen mit dem BEV ist unschlagbar komfortabel
- Ich habe nach diesem Verlauf der Jungfernfahrt keine Sorgen, was bereits geplante längere Reisen angeht
- Wind und Wetter haben im Vergleich zu Solofahrt spürbar größeren Einfluss auf den Energieverbrauch